Wie viele Stücke produziert «kleinbasel»?
Pro Saison gibt es ungefähr 700 Kleidungsstücke und etwa 250 Taschen.
Das ist viel!
Nein, das ist nicht viel! Manor produziert von einer Lederjacke 10 000 Stück. Sie müssen sich das so vorstellen: Ich mache ein Modell in vier Farben und vier Grössen, das gibt bereits 16 Teile. Total produzieren wir pro Saison ungefähr 30 Modelle, welche mal Farben und Grössen multipliziert werden. Minimal stellen wir von einem Modell neun Stücke her, maximal 30. Wenn wir 30 machen, ist das sehr viel. Im Schnitt machen wir 20 Stücke pro Modell. Das ist wenig – auch für die Produzenten. Eigentlich ist es für diese überhaupt nicht interessant, denn sie müssen ständig die Nähmaschine neu einfädeln und neue Stücke zuschneiden. Sie würden gerne wie bei Manor 10 000 Mal dasselbe machen. Diese Tatsache verteuert das Ganze natürlich extrem! Der Taschenmacher im Tessin dreht manchmal fast durch, wenn ich mal wieder nur eine Tasche bestelle.
Die Zusammenarbeit mit Ihren Produzenten ist gut?
Ja, sehr! Wir arbeiten schon jahrelang zusammen. Mit dem Tessiner schon seit 15 Jahren. Mit ihm telefoniere ich täglich und mehr als mit sonst jemandem in meinem Leben (lacht).
Die Unterstützung des Werkplatzes Schweiz ist heute selten. Wie gehen Sie mit den entsprechenden Kosten um?
Ich frage mich manchmal, was die Leute an unseren Preisen teuer finden. Wenn Sie eine entsprechende Tasche von einem bekannten Label kaufen, bezahlen Sie denselben Preis, die Tasche ist aber in China gefertigt. Dasselbe gilt für einen Mantel. Natürlich kann ich mir auch nicht jeden Tag ein solches Kleidungsstück leisten, aber darum geht’s ja nicht. Es geht darum, sich das Produkt, dessen Material und Fertigung anzuschauen sowie das Know-how, das dahinter steckt, zu schätzen. Bei grossen Marken kostet der Mantel im Einkauf vielleicht CHF 160.– bis er in Italien ist, der Rest des Preises geht ins Marketing und den Brand. Dies macht einen grossen Unterschied zu «kleinbasel», aber er ist eher undurchsichtig – und viele Leute interessieren sich halt einfach nicht für die Hintergründe.
Sie machen auch Berufsbekleidung. Was sind hier die grössten Unterschiede in Ihrer Arbeit verglichen mit den Fashion-Kollektionen?
Der grösste Unterschied besteht darin, dass man oft schnell in der Projektleitung drin ist, denn diese Projekte sind extrem komplex. Will ein Kunde zum ersten Mal Berufsbekleidung einführen, hat er oft keine Ahnung, was er machen will und worauf er achten muss.