Kaum eine andere Schweizer Stadt verfügt über eine solche lebendige und vielfältige Szene. Und was das KKL für den Klassik-Freund, ist der Sedel für den Fan von alternativer Musik. Hier, im ehemaligen Gefängnis über dem Rotsee, läuft eigentlich immer etwas. Über 300 Musiker und Musikerinnen gehen ein und aus und üben und jammen in einer der 54 Zellen, die längst zu Probelokalen umfunktioniert wurden. Es ist alles etwas laut, etwas farbig, etwas chaotisch. Do-it-yourself-Charakter halt, aber mit ganz viel Charme. Ebenfalls angeschlossen ist ein kleiner, aber feiner Club, in dem von Techno bis Rock alles gespielt wird. «Wir können hier den Leuten fast alles zur Verfügung stellen», sagt Adrian Albisser vom Sedel-Vorstand, «alles bis auf die Motivation.»
Aber die ist sowieso reichlich vorhanden. Davon zeugt schon alleine die lange Warteliste für einen Proberaum im Sedel – und das, obwohl die meisten der Zellen doppelt und dreifach belegt sind. Wer einmal im Sedel probt, bleibt meist hier. Das Umfeld inspiriert Musiker und es sind auch schon Bands spontan entstanden, einfach weil man sich im Gang oder beim Getränkeautomaten, der auch Bier im Sortiment hat, getroffen hat. Oder vielleicht gar im Sedel-Shuttle. Das Kulturlokal stellt mittlerweile einen eigenen kleinen Bus, der einen bei Veranstaltungen gratis in den Sedel bringt. Die abgelegene Lage ist für den Sedel zwar lärmtechnisch ein Segen, aber sie schreckt auch viele Besucher ab.