Couleur 3 – DER Name für Musik von gestern, heute und morgen. Seit mehr als 30 Jahren, genauer seit der ersten offiziellen Sendung am 24. Februar 1982, jagen sich die Überraschungen. Alles begann an jenem Mittag, als Leo Schürmann, einer der geistigen Väter von Couleur 3, auf den Sendeknopf drückte. Wie aber kam die Provokation ins Programm, wie die schon fast manische Suche nach musikalischen Neuheiten? Durch eine unbändige Lust auf Veränderung – wie bei allen Revolutionen.
Wie alles begonnen hat
Der ursprüngliche Name war Programm, Programm für die künstlerische Erneuerung: «Egal 3». Nach ganzen zwei Wochen hörten schon über 36% der Jugendlichen über 15 Jahre Egal 3 mit seinen kreativen und lokal verankerten Programmen. Überall blühte die Rockszene, jetzt suchte sie ihren Ort im Äther. So nahm Couleur 3, wie der Sender dann nach Ablauf des Probebetriebs hiess, seinen Anfang. Fort mit den Strickjäckchen, fort mit den guten Manieren – die Strasse von Lausanne gehörten der Punk-Bewegung, der Dekadenz der Achtzigerjahre. Bands entstehen, lösen sich wieder auf, spielen an unerhörten Orten. Die unbezähmbare Jugend findet ihr Radio.
Aber wer ist diese Jugend eigentlich? Die Comic-Zeichnerin Hélène Becquelin, heute über 50, Hörerin von Anfang an: «O, wie habe ich auf Couleur 3 gewartet. Ich war schon Fan von ‹Liste noire›, dem Pilotprojekt aus den Achtzigerjahren.». Piratenradios sorgten überall für Spannung. Erste musikalische Freiräume, dunkle und abgründige Rockmusik, offene Mikrophone für alles Neue und eine grosse Dosis Ironie – zunächst in Nachtsendungen unter dem Namen «Liste noire». Liste noire räumte ein für allemal auf mit dem Sendungsschema «Nachrichten–Nationalhymne». Wo sonst gab es schliesslich Bowie, The Cure oder auch Depeche Mode zu hören? Während die braven Bürger friedlich in ihren Betten schliefen, ging «Someone Somewhere» der Simple Minds über den Äther. Nicht spurlos. Irgendwo fanden sich immer gebannte Hörer. Auch mitten in der Nacht entdeckten sie bei den ersten Radiojournalisten von Couleur 3 eine neue, heitere und witzige Stimme für Schlaflose. Und einen guten Grund, um morgens mit Ringen unter den Augen zur Arbeit zu gehen.