Die Faszination für den Safran – wegen seiner leuchtenden Farbe oft auch «rotes Gold» genannt – geht zurück bis ins tiefe Mittelalter. «Safran ist ein mythisches Gewürz», weiss Bernard de Preux, «man spricht ihm medizinische, kulinarische und sogar spirituelle Wirkung zu.» Nicht umsonst hätten ihn die buddhistischen Mönche zur Färbung ihrer Kutten benützt, und der römische Kaiser verwendete ihn als euphorisierenden Badezusatz. Doch wie kam de Preux auf die verrückte Idee, ausgerechnet im Wallis eigenen Safran anzubauen?
Erkundungsreise nach Marokko
Begonnen hat alles mit einem Zufall. «Beim Wühlen in den Familienakten kam mir zufällig die Kaufurkunde einer ‹Safranière› aus dem Jahr 1647 in die Hände», erzählt de Preux. Er forschte weiter und fand heraus, dass die Parzelle noch immer im Familienbesitz war. Eine Tante erinnerte sich noch an die «Safranière», die unterdessen längst dem verbreiteten Rebbau hatte weichen müssen. Immer mehr begann sich de Preux dafür zu interessieren.
Um mehr herauszufinden, kontaktierte er Jean-Marc Pillet, einen Botaniker, der bereits 1988 auf den Hügeln von Martigny wieder Safran angepflanzt hatte. Von ihm erfuhr er, dass sich das Walliser Klima perfekt für den Safrananbau eignet: ein trockener Boden, bei dem das Wasser gut abfliesst, damit die Knollen nicht schimmeln, das Wechselspiel von warmen Tagen und kalten Nächten sowie – natürlich – ausreichend Sonne. Voller Tatendrang reiste de Preux nach Marokko, um im Atlasgebirge die exklusiven Krokusknollen direkt vor Ort einzukaufen. Endlich – in der Saison 2004 – konnte er mit dem Kultivieren loslegen.
Freunde des «Crocus sativus«
Damals wie heute gilt Safran als Rarität. «Es ist unglaublich, wie viele Blüten man benötigt», so de Preux, «ungefähr 150 000, um ein einziges Kilo getrocknete Stempelfäden zu gewinnen!» Wer also glaubt, das «rote Gold» habe de Preux zu einem reichen Mann gemacht, täuscht sich. «Ich kultiviere nicht einmal genügend Safran, um ihn frei zu verkaufen», sagt de Preux lachend, «ich teile ihn mit meiner Familie und mit meinen Freunden.»