Welche weiteren Begriffe aus der digitalen Welt sollte man noch kennen?
Auf jeden Fall Augmented Reality. Das ist die Erweiterung der Realität, eine Überlagerung von visuellen und akustischen Reizen auf unsere Wahrnehmung. Das bekannteste Beispiel ist da gerade wohl das Spiel Pokémon Go!, bei dem sich Fabelwesen in unseren Strassen tummeln. Sogar der IKEA-Katalog hat gewisse Augmented-Reality-Features. Man kann mit dem Handy Filme abrufen oder schauen, wie das Möbelstück in einem anderen Licht aussieht. Augmented Reality wird viel für Informationen eingesetzt, aber auch für Games.
Welches sind die neusten Trends in der Branche?
Datenbrillen sind nach wie vor sehr im Trend. Sony entwickelt mit der PlayStation VR derzeit ein Modell, das bezahlbar ist und mit dem man in Zukunft auch zu Hause spielen wird. Ausserdem denke ich, dass Gamification noch weiter zunehmen wird. Momentan kratzt es häufig an der Oberfläche und in den meisten Fällen ist es nicht längerfristig motivierend. Da muss die Spielmechanik noch besser designt werden. Ein positives Beispiel ist der Gesundheitssektor; vor allem im Bereich Rehabilitationsspiele ist Gamification ein grosser Trend. Hier wird es beispielsweise angewandt, um Kinder mit Bewegungsstörungen zum Training zu motivieren. So etwas ist sehr sinnvoll! Aber wenn Aufbau und Mechanik zu stumpf sind, kann es auch schnell eine Abkehr vom Trend geben. Zurzeit möchte man alles gamifizieren, Jahresberichte, die Steuererklärung ...
Wo macht Gamification Ihrer Meinung nach keinen Sinn?
Nehmen wir mal die Steuererklärung. Da kann dann der User auch für dumm verkauft werden, wenn er für jede gemachte Seite einen «Daumen hoch» erhält. Letztlich ist es die Steuererklärung, die muss mir nicht wahnsinnig viel Freude bereiten. Man kann den Menschen schon zutrauen, dass sie etwas lesen und sich mit einer Sache ernsthaft auseinandersetzen.
Im Rahmen Ihrer Forschungstätigkeit an der ZHdK haben Sie «Lucy ZH» entwickelt, ein Urban Game durch Zürich. Was war die Idee dahinter?
Lucy ZH steht für Ludic City Zurich. Ludic bedeutet spielerisch, sprich wir wollten die Stadt spielerisch erfahrbar machen. Lucy ist eine interaktive Schnitzeljagd, die ich gemeinsam mit zwei Masterstudierenden für die rund 250 internationalen Studierenden, die jährlich an die ZHdK kommen, entwickelt habe. Wir haben insgesamt 100 Orte in Zürich definiert – das können Kulturgebäude, Bars oder Restaurants sein. Vor Ort erhält man dann mittels GPS-Lokalisierung zusätzliche Informationen, mittlerweile gibt es sogar auch ein kleines kulturelles Quiz, das man lösen muss. Ziel ist es, so viele Orte wie möglich zu erreichen. In der Entwicklung war es ein grosser Spagat: Wir wollten so informativ wie möglich sein, aber gleichzeitig durfte der Spass nicht auf der Strecke bleiben. Humor ist in Games sehr wichtig!
Was sind Ihre Lieblingsspiele?
Ich habe gerne Jump&Run-Spiele, in denen man von A nach B gelangen und dabei immer wieder Hindernisse überwältigen muss. Auch Doodle Jump finde ich super. Aber es muss gar nicht immer ein kommerzielles Spiel sein. Ich würde mir wünschen, dass die Leute allgemein ein bisschen spielerischer werden, dass sie sich selber ein Belohnungssystem überlegen. Ich habe schon mal mit meinen Jungs eine Putzolympiade zu Hause gemacht. Dann haben wir uns überlegt, was wie viele Punkte gibt, und zur Belohnung bekamen sie Panini-Bilder. Plötzlich war aufräumen und Putzen gar nicht mehr so schlimm.