Angeblich, so witzeln Kanusportler, ist der Schweizerische Kanu-Verband der kleinste Sportclub der Schweiz, noch kleiner als Minigolf. Er zählt rund 3 800 Mitglieder in insgesamt 48 Clubs, von Genf bis Schaffhausen. Allen Kanuten ist eines gemein: die Begeisterung für wunderschöne Strecken, die sportliche Herausforderung und die Nähe zur Natur.
Genau diese Passion vertritt auch der Kanuclub Brugg, der 1966 gegründet wurde. Er bietet zwei bis drei Einsteigerkurse pro Jahr und für seine erfahrenen Mitglieder jeden Mittwoch ein regelmässiges Training. Jacques Isler ist seit fünf Jahren einer von ihnen und bis zu drei Mal pro Woche auf dem Wasser unterwegs. Im Interview erklärt er, was Einsteiger vor dem Start wissen müssen.
Die wichtigste Frage zuerst: Worin besteht der Unterschied zwischen Kanu und Kajak?
Das ist eigentlich ganz einfach zu erklären: Kanu ist der Oberbegriff für Paddelboote, Kajak ist eine spezielle Gattung darunter. Ein Kajak hat ein Doppelpaddel und ist mit einer Spritzdecke geschlossen. Andere Paddelboote, zum Beispiel der Kanadier, sind oben offen und werden kniend oder sitzend mit nur einem Stechpaddel bewegt.
Worin besteht der Reiz des Kanu- bzw. Kajakfahrens?
Unberührte Natur, sich mit eigener Kraft seinen Weg zu bahnen. Es ist ein Teamsport, aber gleichzeitig ist man doch alleine für sein Boot verantwortlich. Die Stromschnelle musst du mit deinen eigenen Fähigkeiten meistern, aber falls du ein Problem hast, gibt es immer Helfer, die dich unterstützen. Besonders diese Kameradschaft zeichnet den Sport aus.
Welche Ausrüstung ist nötig? Und muss ich bestimmte Grundvoraussetzungen mitbringen?
Nein. Man sollte lediglich schwimmen können. Und bestenfalls nicht über 140 kg wiegen, darüber wird es schwierig, ins Boot zu kommen. Was die Ausrüstung angeht, bekommen Beginner diese vom Kanuclub gestellt, wenn sie einen Einsteigerkurs besuchen. Dazu zählen: Boot, Paddel, Spritzdecke, Schwimmweste und Helm. Falls das Wasser sehr kalt ist, auch ein Neoprenanzug.
Wie sieht das erste Training aus?
Neulinge starten mit einem Einsteigerkurs im Hallenbad. Hier lernt man die wichtigsten Dinge, vor allem das korrekte Aussteigen, falls das Boot sich gedreht hat. Und natürlich den Klassiker: die Eskimorolle.
Was genau versteht man darunter und wie kann man sie lernen?
Die Eskimorolle ist eine Drehung um die eigene Achse. Sie beschreibt praktisch den Vorgang, sich selbstständig wieder aufzurichten, falls sich das Boot auf den Kopf gedreht hat. Einsteiger lernen sie am besten beim sogenannten Eskimotiertraining im Hallenbad. Dort drehen zwei Personen das Boot kontrolliert um, man taucht unter Wasser und klopft, sobald man wieder umgedreht werden möchte. Dadurch bekommt man ein Gefühl für die Drehung und legt die Angst ab, unter Wasser zu sein. Später erfolgt dann die Drehung aus der Hüfte heraus. Erfahrungsgemäss kann es sehr lange dauern, bis die Eskimorolle gelingt.
Wann ist die beste Jahreszeit, um das Kanu- bzw. Kajakfahren zu lernen?
Am besten beginnt man im Herbst mit einem Einsteigerkurs im Hallenbad. Dann hat man genügend Zeit, zu üben, um im Frühling raus in die Natur zu können. Grundsätzlich ist Kajakfahren ein ganzjähriger Sport, man muss sich nur entsprechend kleiden.