Tagebucheintrag 10.08.2016 – Hallo aus Rio
Copacabana in Rio de Janeiro, Samstag, 18 Uhr (23 Uhr Schweizer Zeit): Die berühmte Strandpromenade ist noch sehr belebt. Die roten Schwimmverbotsfahnen werden grosszügig von den Touristen ignoriert. Im hell erleuchteten Beachvolleyballstadion direkt am Strand duellieren sich Herren aus den Niederlanden und Russland. Das gleissende Licht der Scheinwerfer trügt Fernsehzuschauer in der ganzen Welt, es sei noch herrlicher Sonnenschein. Doch die frühe Dämmerung des brasilianischen Winters hat sich bereits über die Stadt und ihre grüne, hüglige Landschaft gelegt. Vor knapp einer Stunde verschwand die Sonne im Westen, hinter den ausgestreckten Armen von «Cristo Redentor», der berühmten Specksteinstatue, die über die Stadt wacht.
Rio de Janeiro ist die erste Station meiner knapp vierwöchigen Brasilienreise. Hier versuche ich, meinen alten Schulkameraden, den Schweizer Degenfechter Max Heinzer, aus dem Publikum heraus zu unterstützen.
Im Vorfeld der Olympischen Spiele berichteten einige Zeitungen über die prekäre Sicherheitslage in Rio. Ich persönlich liess mich erst kurz nach der Ankunft leicht beunruhigen, als Polizisten über Social Media Touristen dazu aufriefen, die Spiele unbedingt zu meiden, man solle lieber zu Hause bleiben. Um nicht ausgeraubt zu werden, solle man möglichst keinen Schmuck und keine Gegenstände bei sich tragen, die einen als Tourist verraten. Meine Uhr habe ich zu Hause gelassen. Doch auf meine Fotokamera möchte ich nicht verzichten, schon allein für diesen Beitrag.
Die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Spiele sind hoch. Manchmal fast schon zu hoch, wie folgende Geschichte zeigt, die ich aus Teilnehmerkreisen erfahren konnte: Die Eltern einer Sportlerin mussten knapp drei Stunden an der Sicherheitskontrolle vor dem Stadion warten, in dem ihre Tochter gerade einen Wettkampf bestritt. Als sie endlich das Stadion betreten durften, war ihre Tochter bereits ausgeschieden.
Für die Degenfechter der Herren geht es heute Dienstag los. Der Fechtsport erhält seine grösste mediale Präsenz an den Olympischen Sommerspielen, also nur alle vier Jahre. Umso wichtiger ist es für jeden Fechter, hier gut abzuschneiden. Max Heinzer belegt aktuell Rang 10 der Weltrangliste und hat gute Chancen auf einen Podestplatz. Schon an den Olympischen Spielen in London 2012 durfte ich ihn begleiten, jedoch schied er damals früh aus. Was wir dort gelernt haben: Es braucht viel Glück und eine sehr gute Tagesform.
Viele Grüsse aus Rio – bis zum nächsten Post!
Roman