Wie haben sich Ihre Aufgaben durch den technischen Wandel verändert?
Sehr stark. Man kann sagen, dass die tägliche Routine in modernen Flugzeugen einfacher geworden ist und vor allem auch sicherer. Man hat mehr Instrumente für die Sicherheit an Bord – das gab es früher nicht. Aber wenn etwas nicht funktioniert, ist es viel komplexer, in die Systeme einzugreifen.
Stichwort Turbulenzen: Was können Sie tun, damit der Flug für Ihre Gäste so angenehm wie möglich wird?
Hierfür muss man wissen, dass es zwei Arten von Turbulenzen gibt: einerseits wetterbedingte Turbulenzen, die beispielsweise durch Wolken und Gewitter verursacht werden. Diese erkennen wir auf dem Wetterradar und versuchen sie grosszügig zu umfliegen. Die andere Art sind so genannte Clear Air Turbulences, sprich Turbulenzen, die durch Jet Streams, also Starkwindbänder, in klarer Luft entstehen. Hier versuchen wir, entweder darüber oder darunter zu fliegen. Leider ist das nicht immer möglich, zum Beispiel, wenn das Flugzeug zu schwer ist und man nicht beliebig hoch fliegen kann. Natürlich ist das für die Passagiere manchmal etwas unangenehm, aber die gute Nachricht ist: Es ist absolut ungefährlich. Selbst starke Turbulenzen behindern uns technisch gesehen nicht gross.
Wenn Sie selbst Passagier sind, wo sitzen Sie am liebsten?
Natürlich möglichst weit vorne, am liebsten im vorderen Teil der Business Class! Nicht nur wegen des erstklassigen Service, sondern vor allem, weil hier die Regel gilt: Je weiter vorne man sitzt, desto weniger spürt man Turbulenzen, desto ruhiger ist der Flug.
Als Pilot sind Sie Fliegen gewöhnt. Haben Sie trotzdem Tipps gegen Flugangst?
Es gibt ja verschiedene Flugängste. Wenn man beispielsweise Höhenangst hat, dann lohnt es sich, eher in der Flugzeugmitte zu sitzen, um nicht runterschauen zu müssen. Hat man Klaustrophobie, sollte man besser am Fenster sitzen, um in die Weite sehen zu können. Häufig liegt Flugangst auch im Vertrauen zum Piloten begründet. Deshalb schauen wir bei SWISS immer, dass der Pilot beim Einsteigen in der Tür steht oder bei Turbulenzen Ansagen macht und die Passagiere nicht alleine lässt. Wenn die Flugangst sehr gross ist, würde ich zu einem Flugangst-Seminar von SWISS raten, bei dem Psychologen, Piloten und Crew-Mitglieder anwesend sind.
Merken Sie es im Cockpit tatsächlich, wenn ein Gast sein Smartphone nicht ausschaltet?
Leider ja. Man muss sich das so vorstellen: Es gibt im Flugzeug ein Leitungsnetz und das Smartphone kann mit seiner Strahlung in dieses Netz eindringen und einen Impuls abgeben. Vor allem bei Start und Landung, wenn die Handys noch in Reichweite von Antennen sind und Daten austauschen. Dieser Impuls wird von der Leitung als Fehler wahrgenommen, der Pilot erhält eine Warnung und in solchen Fällen weiss er nicht, wo das Problem liegt – das kann natürlich verunsichern. Eine falsche Warnung, die durch ein Handy induziert wurde, ist im falschen Moment einfach ein unnötiges Sicherheitsrisiko. Deshalb: Smartphones bitte immer in den Flugmodus bei Start und Landung.
Was ist für Sie als Vielflieger unverzichtbar?
Ganz klar: Feuchtigkeitscreme. Als junger Co-Pilot macht man das vielleicht noch nicht, aber wenn man öfters 12 Stunden lang in einer trockenen Umgebung sitzt, lernt man das irgendwann. Ansonsten finde ich es noch wichtig, an landestypische Kleidung zu denken. Es ist einfach wahnsinnig schade, wenn man in Bangkok einen Tempel besichtigen möchte und nur kurze Shorts dabeihat. Ausserdem lohnt es sich, vor dem Abflug noch das Wetter zu checken, um die passende Kleidung einzupacken.
Sie sind in verschiedenen Ländern unterwegs: Benutzen Sie eigentlich noch Bargeld oder nur Ihre Kreditkarte?
Ich benutze über 80% meine Kreditkarte, das ist für mich einfach am bequemsten. Natürlich kommt es immer darauf an, wo man gerade ist: Auf kleinen, lokalen Märkten zahle ich häufig noch mit Bargeld, aber in Restaurants, Hotels oder grösseren Shops nutze ich immer die Karte.
Was sind Ihre Tipps für originelle Souvenirs?
Ich empfehle immer, Souvenirs nur von lokalen, authentischen Märkten und nicht von den typischen Touristenbuden zu kaufen – da gibt es nur überteuerte Sachen. Ich persönlich bringe gerne kulinarische Spezialitäten mit, wie zum Beispiel Caipirinha aus Brasilien: Cachaça, Limetten, Rohrzucker. Dann kann man Gäste einladen und sagen: Das habe ich heute Morgen aus São Paulo mitgebracht. Die Vollprofis für Souvenirs sind aber definitiv unsere Flight-Attendants. Die wissen wirklich weltweit, wo es die besten Sachen gibt!